"Mit Wut im Bauch zum Titel"

Rainer Jüttner - 10.05.2017 - Weser Kurier
 

„Wir haben schon nach etwa zwei Runden das Gefühl gehabt, dass wir körperlich in guter Verfassung waren und irgendwie fitter als die Konkurrenz“, sagte Marcel Paufler. Genau dieser Vorteil kam später im tatsächlichen Wortsinn zum „Tragen“. Denn gerade bei den sogenannten Portagen zwischen den jeweiligen Runden auf dem Wasser hatten die Pauflers ihre besondere Stärke und konnten damit sogar eine 30-Sekunden-Zeitstrafe ausgleichen. Die mussten sie in der zweiten Portage in einer Penalty-Box abbrummen – zu Unrecht, wie sich aber erst nach dem Zieleinlauf herausstellte. „Grob gesagt, sollen wir zwischenzeitlich auf der falschen Flussseite gefahren sein, doch das stellte sich später als Fehlentscheidung eines Kampfrichters heraus“, sagte Marcel Paufler. Nur gut, dass die beiden, die innerlich kochten, trotzdem noch die Ruhe bewahrten.

Denn inzwischen hatten die Verfolger aus Schierstein (Felix Richter/Marvin Frick) und Großbritannien (Luke Timothy Bowyer/Robert William Poole) ihre große Chance gewittert und unternahmen einen Ausreißversuch. Die Pauflers setzten ihr Rennen als Drittplatzierte fort und konnten die Lücke zu den Führenden wieder schließen.  Nun bestimmte Taktik den Rennverlauf, denn keines der Boote wollte das Risiko eingehen, sich durch zu viel Führungsarbeit zu verausgaben und vor der Ziellinie übersprintet zu werden. Dadurch wuchs die Spitzengruppe zeitweise wieder auf vier Boote an.

Die Vorentscheidung fiel schließlich bei der fünften und letzten Portage, bei der Marcel und Sven Paufler das Laufduell knapp gewannen. „Das war wirklich ziemlich eng. Wir wussten, dass wir in der Portage sehr schnell sind, doch es war schon ein hartes Stück Arbeit mit reichlich Körpereinsatz, um sich in dem Gedränge gegen die Konkurrenten durchzusetzen“, sagte der 19-jährige Sven Paufler. So setzten die Bremer ihr Boot als Erste wieder ins Wasser und sprinteten in die Schlussrunde. Die so entstandene Lücke konnten sie dann auf den letzten 1000 Metern auf zehn Sekunden ausbauen und gewann das Rennen in der Zeit von 2:02:30,34 Stunden.

Bereits am Nachmittag des Vortages hatte Marcel Paufler im Kajakeiner der Herren Leistungsklasse gezeigt, in welch guter Verfassung er sich befindet, als er in der Zeit von 2:07:54,93 Stunden mit nur einer Sekunde Rückstand hinter Dries Corrijn (Belgien) als schnellster Deutscher die Ziellinie überquerte. Erst nach der fünften und letzten Portage gelang es Marcel Paufler und dem Belgier, sich von den anderen beiden Booten aus Schierstein (Felix Richter) und München (Matthias Schmidt) zu lösen. Im Zielendspurt setzte sich dann Dries Coorijn knapp vor Paufler durch und gewann das Rennen, den deutschen Titel holte aber der Bremer.

Mit Platz sieben und als drittschnellstes deutsches Boot beendete Marie Gerland (Störtebeker) die Konkurrenz im Kajakeiner der Damen Junioren über 19,1 Kilometer (1:46:36,78 Stunden).

Weitere Bremer Ergebnisse: 1. Platz Thomas Kittner (VKB) im Kajakeiner Senioren Altersklasse C (19,1 km) in 1:28:23,43 Std., 3. Platz Klaus Gieres (VKB) im Kajakeiner Senioren Altersklasse B (19,1 km) in 1:28:51,28 Std., 6. Platz und fünftschnellstes deutsches Boot: Thomas Kittner/Klaus Gieres (VKB) im Kajakzweier der Herren Leistungsklasse (29,1 km) in 2:08:03,94 Std., 9. Platz und fünftschnellstes deutsches Boot: Torre Vondracek/Simon Tönjes (VKB) im Kajakzweier der Herren Junioren (19,1 km) in 1:32:54,07