“Wintercup-Finale in Köln: KANU-ARMADA sorgte für reichlich Action”

von Hans-Peter Wagner, Köln (aus KANU-SPORT 3/2018)

Mit dem Finale des Kanu-Wintercups 2017/18 auf der Regattabahn in Köln-Fühlingen erreichte ein Veranstaltungsformat seinen diesjährigen Höhepunkt, das längst mehr ist als ein Geheimtipp. Mit von der Partie waren einmal mehr auch eine Reihe international erfolgreicher Top-Athleten.

Die allwöchentliche Schar der Freizeitsportler und Spaziergänger an der Kölner Regattastrecke mag sich am dritten Februarsamstag verwundert die Augen gerieben haben: Wo sonst winterliche Ruhe die Szenerie prägt, tummelten sich auf dem Sattelplatz zahlreiche Kanzuten und auich auf dem Wasser herrschte reger Betrieb. Rund einhundert Sportler von den Schülern B bis hin zu den Master-Klassen erwarteten in unterschiedlichen Bootsklassen den finalen Massenstart der Wintercup-Serie 2017/18. Als das Startsignal die Armada schließlich auf die Strecke schickte, ging es sogort hoch her und der eine oder andere musste gleich mal Bekanntschaft mit dem nassen Element machen. Die Favoriten, die sich bereits bei den vorangegangenen Wintercup-Stationen in Herdecke, Mainz und Venlo mit Spitzenplätzen eine gute Ausgangsposition erpaddelt hatten, wollten natürlich zum Abschluss in Köln diese Position verteidigen, immerhin lockten als Lohn für die Besten in der Gesamtwertung neben wertvollen Sachpreisen auch attraktive Preisgelder. Für entsprechende Anreize war also gesorgt.

Olympiasieger Max Hoff dominiert - und geht dennoch leer aus

Zog zum Schluss einsam seine Kreise: Max Hoff Foto: Henning Schoon

In der spartenübergreifenden Kategorie Kanu der Herren fand sich im Teilnehmerfeld auch einer, der sich bei seinem einzigen Start allerdings keine Hoffnungen auf eine materielle Anerkennung machen konnte. Dennoch ließ es sich der Rio-Olympiasieger im K4 Max Hoff nicht nehmen, sozusagen als Lokalmatador beim Wintercup-Finale an den Start zu gehen. Für ihn, der beruflich bedingt nicht mit seinen Nationalteam-Kollegen zum Warmwasserlehrgang nach Florida gereist war, bot das Wintercup-Finale auch ohne Chance auf eine Prämie willkommene Abwechslung zum Trainingsalltag: "Wenn ich schon zu Hause in Köln bin, dann kann ich hier auch mitpaddeln. Das ist tausendmal besser als allein zu trainieren. Außerdem hat es Spaß gemacht", meinte der 35-Jährige. Im Rennen bestimmte er zunächst bis etwa zur Hälfte der Distanz zusammen mit dem Bremer Marcel Paufler die Spitze, übernahm dann nach einem Zwischenspurt die alleinige Führung und fuhr den Sieg sourverän vor Paufler und dessen Vereinskameraden Klaus Gieres nach Hause. "Darüber komme ich hinweg", meinte der Zweitplazierte Marcel Paufler in der Gewissheit, die Gesamtwertung mit 595 Punkten vor den beiden Kölnern Andreas Heilinger (581 Punkte) und Markus Gickler (566 Punkte) für sich entschieden zu haben. Die Basis dafür hatte er mit Siegen in Mainz und Venlo gelegt, beim Auftakt in Herdecke musste er sich nur dem Doppel-Olympiasieger von Rio Max Rendschmidt geschlagen geben. "Mit dem Wintercup-Gesamtsieg bin ich natürlich absolut zufrieden", meinte der 23-jährige Bremer und zeigte sich happy, "dass unsereins bei solchen Veranstaltungen die Möglichkeit hat, gegen solche Top-Athleten wie Max Rendschmiddt und Max Hoff starten zu dürfen. Ich betrachte dies als Ehre für mich."  Der Siebtplatzierte der U23-WM im Kanu-Marathon vom vergangenen Jahr in Südafrika fand zudem "total Klasse, wie beim Wintercup und mit dem Finale in Köln mit viel Aufwand eine absolut würdige Veranstaltung auf die Beine gestellt worden ist, die gerade in den Wintermonaten den Kanusport nicht im Wald versteckt, sondern mit beeindruckenden Starterfeldern für willkommene Abwechslung sorgt."

"Definitiv Spaß" bereitete das Kölner Finale auch der Silbermedaillengewinnerin im Classic-Rennen der Wildwasser-Europameisterschaft letztes Jahr in Skopje Eef Haaze vom Eindhovener Kanuverein Beatrix, auch wenn die Vorjahressiegerin im Rennen ihrer niederländischen Landsfrau Hedy Pol vom TWV Hengelo den Vortritt lassen musste. "Ich hatte einen etwas chaotischen Start, konnte dann aber eine ganz Reihe Konkurrentinnen wieder einholen. Das Gute bei so einem Massenstart ist, man findet unterwegs immer Leute, mit denen man mitpaddeln kann", sagte die seit 2002 bei internationalen Wettkämpfen im Kanu-Rennsport und im Wildwasserrennsport für die Niederlande startende Athletin. In der Gesamtwertung kam sie mit 494 Punkten hinter Gesamtsiegerin Hedy Pol (519 Punkte) und vor der zweifachen Welt- und fünffachen Europameisterin im Wildwasserrennsport Sabine Füßer (Kanu Schwaben Augsburg) auf Rang zwei.

Spannung und Dramatik bei den SUP-Teilnehmern

Spannend bis zum letzten Meter gestaltete sich das Wintercup-Finale der SUP-Teilnehmer. Der für die Kanu Schwaben Augsburg startende frühere Kölner Wildwasser-Welt- und Europameister Normen Weber lieferte sich einen heißen Fight mit dem Niederländer Joep van Bakel. Eine Irritation bei der Zielanfahrt und ein damit einhergehendes unfreiwilliges Bad des Niederländers im Fühlinger See entschied das Duell zu Gunsten des Deutschen. Der Führende in der Gesamtwertung Ole Schwarz (Blau Weiß Bonn) kam auf Platz drei und sicherte sich so mit 291 Punkten knapp den Gesamtsieg vor van Bakel (290 Punkte) und Weber (286 Punkte). Letzterer ließ nach seinem Final-Sieg durchblicken, auch im nächsten Jahr in Köln gern wieder mit dabei zu sein: "Das Format des Wettkampfes ist gut, die Anlage hier top, die Zuschauer können den Wettkampf gut verfolgen und auch die Kommentierung hat viel dazu beigetragen." Und mit Blick auf die Entwickllung des SUP-Sports fügte er hinzu: "Im SUP-Bereich ist das Niveau mittlerweile beachtlich hoch, höher sogar als im Wildwasserrennsport. Das hat auch mit einer höheren Attraktivität dieses Sports zu tun. SUP-Wettbewerbe lassen sich in der Öffentlichkeit gut verkaufen, dadurch finden sich wiederum auch leichter Sponsoren. Mich reizt beim SUP zudem der Kampf Mann gegen Mann, da kann ich auch meine Taktik ausspielen", so der zu den besten SUP-Paddlern Deutschlands zählende Sportsoldat.

Im SUP-Finale der Damen gewann Emma Rejmerint (NL) vor Viola Hartrott (Köln) und Tina Funke (Neuss), die Gesamtwertung entschied Tina Funke (236 PUnkte) vor Babette Schuur (222 Punkte) und der Oldenburgerin Alexandra Mann (218 Punkte) für sich.

"Stimmiges Konzept" hat sich in Köln bewährt

Während die einen noch zur Wende fuhren, kamen die anderen schon wieder zurück. Foto: Henning Schoon

Nicht nur die Aktiven waren beim Finale in Köln voll des Lobes über eine bestens organisierte Veranstaltung bei guten äußeren Bedingungen, auch Wintercup-Koordinator und Orgaleiter in Köln Stephan Stiefenhöfer zeigte sich erfreut, dass die Erwartungen von ihm und dem ausrichtenden Verein Blau-Weiss Köln aufgegangen seien. "Unser Verein war ja erstmals Ausrichter einer Wintercup-Veranstaltung hier auf der Regattabahn in Köln-Fühlingen und das hat sich auch dank der Untestützung der Kollegen des Sportamtes Köln, der Sponsoren sowie der vielen freiwilligen Helfer als eine gute Entscheidung erwiesen", unterstrich Stephan Stiefenhöfer. Er selbst hatte zudem der Veranstaltung als Moderator mit einer von Sachkunde und Lockerheit geprägten Kommentierung eine sympathische Facette verliehen. Als wichtige Faktoren für das "stimmige Konzept" des Wintercups hob Stiefenhöfer hervor: "Der Wintercup ist der einzige Wettkampf, der zum einen verschiedene Sparten des Kanusports zusammenbringt - vom Rennkajak über Wildwasser-Abfahrtsboots, Touren- und Seekajaks bis hin zu Surfski und SUP-Boards ist alles vertreten - und wo man sich zum anderen mit den Stars der Szene messen kann." Dies macht neben attraktiven Preisgeldern und Sachpreisen für die besten Athleten wohl den besonderen Reiz dieser Veranstaltung im ansonsten an Kanuereignissen armen Winter aus und mag auch erklären, wie sich der Wintercup von den im Wildwasserrennsport geborenen bescheidenen Anfängen im Laufe von mittlerweile 16 Jahren zu einem unverzichtbaren Treffen vieler Paddelbegeisterter in den Wintermonaten gemausert hat.

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