WM-Finale im Einer + Top-Ten-Platzierung im Zweier
Die Kanu-Marathon-Weltmeisterschaft beginnt bereits mit einem Rekord: 42 Nationen haben ihre Athleten ins ungarische Györ entsandt! Schon 1999 und 2015 wurde hier die Marathon-Weltmeisterschaft ausgetragen, damals mit 25 Nationen. Immer größere Teilnehmerfelder, actionreiche Massenstarts, attraktive Rundkurse und spannende Portagen haben seitdem dazu beigetragen, dass diese Kanu-Disziplin stetig weiter an Beliebtheit zunimmt. Auch die Para-Kanuten sind seit diesem Jahr offizieller Bestandteil der Weltmeisterschaft und nicht
länger Rahmenrennen. Die Wettbewerbe der Masters (Altersklassen) finden im Vorfeld statt. Am Mittwochabend nachdem die Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier auf dem Marktplatz von Györ eingelaufen und Begrüßungsworte gesprochen waren, erklärte der Präsident der International Canoe Foederation (ICF), Thomas Konieczko, die Weltmeisterschaft offiziell für eröffnet.
Mit den Shortraces (dem sogenannten "Marathon-Sprint") ist seit 2019 ein neues Wettkampfformat hinzugekommen: Die Strecke von 3,4-3,6 Kilometern (ca. 15 Minuten) ist in drei Runden mit zwei Portagen zu absolvieren. Hier in Györ wird sie erstmalig mit drei Portagen gefahren. Das verspricht nur ca. 900 Meter nach dem Start noch mehr Action und Gedränge an der ersten Portage direkt vor der Zuschauertribüne, weil das Feld noch sehr dicht zusammen ist. Über zwei Vorläufe müssen sich die Athleten für das Finale der besten Zwanzig qualifizieren.
Dabei kommen jeweils die ersten sechs Boote direkt ins Finale, dann noch die nächsten acht zeitschnellsten. Marcel hatte bei der Startplatzverlosung Glück und startete im 2. Vorlauf mit 21 Teilnehmern relativ weit außen (= weniger Wellen im Startbereich). Mit einer Fahrzeit von 14:21:69 Minuten war er nur 15 Sekunden nach dem Sieger im Ziel, das bedeutete den 9. Platz. Da zwischen dem 5. und dem 9. Platz nur vier Sekunden Zeitabstand waren, gelang Marcel die Finalqualifikation. Im Finale hatte er eine deutlich ungünstigere Startposition und mit den Wellen der Konkurrenz zu kämpfen, die von der Kajenmauer immer wieder zurückgeworfen wurden. Seine Zeit von 14:35,06 Minuten bedeutete im Finale der besten Zwanzig den 17. Platz. Mit der Platzierung war er nicht ganz glücklich, aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau, immerhin handelt es sich ja hier um die Weltmeisterschaft!
Ergebnis 1. Vorlauf Short Race
Ergebnis 2. Vorlauf Short Race
Ergebnis Finale Short Race
Schon 2015 waren Sven und Marcel in Györ dabei: Sven startete damals zusammen mit seinem Zweierpartner Martin Schubert bei den Junioren, Marcel und Felix Richter (beide zu der Zeit in der U23) starteten im Kajakzweier der Herren Leistungsklasse. 2025 nehmen die Brüder gemeinsam schon zum sechsten Mal bei einer Weltmeisterschaft im Herrenzweier teil und hatten sich mit dem neuen leichteren Boot einiges vorgenommen. Der Start der 26 Kajakzweier war ein beeindruckender Anblick. Der Plan von Sven und Marcel, sich möglichst aus dem größten Kabbelwasser am
Start herauszuhalten ging auf und so konnten sie ihre Position von Runde zu Runde verbessern. In der vierten und in der siebten Runde fuhren sie sogar Rundenbestzeit und es gelang, zusammen mit dem schwedischen und dem südafrikanischen Boot die Lücke zur ersten Verfolgergruppe wieder zu schließen. Sieben Boote bildeten dann eine große Verfolgergruppe zur letzten Runde, dann verschärfte sich das Tempo, die Brüder "verpassten" eine Welle im Zwischensprint und hatten prompt das Nachsehen. Mit der Zeit von 1:56:16.61 Stunden belegten sie nach acht Runden mit insgesamt sieben Portagen vor voll besetzter Zuschauertribüne den 10. Platz. Allerdings war der Abstand zum vierten Platz mit 78 Sekunden über die 29,2 Kilometer lange Strecke so gering wie noch nie. Auch die drei führenden Boote (Portugal, Dänemark, Ungarn) hatten sich nur eine knappe Minute von den Verfolgern absetzen können. Die geringen Abstände relativieren das Ergebnis wieder, die Brüder haben gemerkt, dass sie das Tempo der Weltspitze mitgehen können (von denen die wenigsten in Vollzeit berufstätig sind) und sehen darin auch die Bestätigung, dass sie mit ihrem Training vieles richtig gemacht haben.