| | |

Serie FAMILIENSACHE: “Die Pauflers und der Verein Störtebeker Bremer Paddelsport gehören zusammen”

"Über den Torfkanal zur Weltmeisterschaft"

von Christian Markwort - 28. Januar 2021 - WESER-KURIER / Stadtteil-Sport

Wenn Karl Paufler über seine beiden Söhne spricht, ist der Stolz in seiner Stimme nicht zu überhören. Der 59-Jährige ist Sportwart beim Verein Störtebeker Bremer Paddelsport und ist neben mehreren weiteren Aufgabenbereichen in erster Linie zuständig für den Leistungssport. Eben dort haben seine Söhne Sven (23) und Marcel (26) in der jüngeren Vergangenheit einige Erfolge feiern dürfen, die Karl Paufler darin bestärken, sich weiterhin mit Inbrunst für "seinen" Verein zu engagieren. "Sowohl meine als auch die Eltern meiner Ehefrau waren lange Jahre aktive Kanusportler und engagierte Ehrenamtler", erzählt der gelernte Fleischermeister, "deshalb ist es für mich klar, diese lange Tradition fortzuführen."

In den 1960er-Jahren setzte ihn sein mittlerweile verstorbener Vater Werner zum ersten Mal in ein Kanu. Auf dem Torfkanal machte Karl Paufler seine ersten Übungen. Mutter Monika organisierte zu dieser Zeit bereits erste Vereinsfeierlichkeiten, mittlerweile ist Karl Pauflers Ehefrau Martina in ihre Fußstapfen getreten. Die 56-Jährige wurde 1990 Mitglied im Verein. "Weil mein Mann hier Mitglied war und ich seine Leidenschaft teilen wollte", erzählt sie augenzwinkernd. Seit ihrem Beitritt war sie viele Jahre lang als Schriftwartin, Schatzmeisterin und in der Öffentlichkeitsarbeit für den Verein tätig - mittlerweile wird sie bezeichnet als "gute Seele des Vereins und Mädchen für alles".

Eltern und Großeltern als Vorbild

Auch Martina Paufler hatte den Spaß am Kanu- und Paddelsport in die Wiege gelegt bekommen, ehe sie ihrem Ehemann schließlich in den Verein folgte. Mutter Ursel war begeisterte Freizeitkanutin in Berlin, deren Vater Erich Dumm war aktiver Wanderkanute und ehrenamtlich für den PC Wiking Berlin tätig. Martina Pauflers Vater Walter war dem Kanusport ebenfalls lange Zeit sehr verbunden. Der 2013 Verstorbene war ebenfalls aktiver Kanurennsportler, Marathonfahrer im Faltboot über die 42-Kilometer-Distanz und außerdem lange Jahre Kanuwart im Wassersportverein Wulsdorf in Bremerhaven. "Die Begeisterung für diesen tollen Sport zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Familie", sagt Karl Paufler, der den Staffelstab bereits in den Händen seiner beiden Söhne gut aufgehoben weiß.

Marcel Paufler ist 26 Jahre alt und im öffentlichen Dienst als Verwaltungsinspektor tätig. Kaum, dass er schwimmen konnte, war er bereits Mitglied im Verein, 1995 wurde er noch als Baby aufgenommen. Gemeinsam mit seinen Eltern unternahm er seine ersten Erkundungstouren auf dem Torfkanal und den kleineren Flüssen rund um Bremen herum. Vom ersten Augenblick an habe er großen Spaß am Paddelsport gehabt, versichert er. "Als Bremer ist das Wasser unser Element", sagt der 26-Jährige, der sich früh mit seinem jüngeren Bruder Sven auf dem Wasser duellierte. "Schon als kleine Jungen war es uns nicht genug, einfach zu paddeln", stimmt der 23-jährige Student des Steuerrechts seinem Bruder zu, "und mit der Zeit wurde unser sportlicher Ehrgeiz geweckt."

Mittlerweile können Marcel und Sven Paufler auf eine beachtliche Titelsammlung zurückblicken. Mehrere Deutsche Meisterschaften stehen zu Buche, in der Leistungsklasse "Kajak-Zweier" belegten Sven und Marcel Paufler zweimal in Folge den achten Platz bei Marathon-Weltmeisterschaften. Marcel Paufler wurde in der selben Disziplin U 23-Weltmeister und sicherte sich zahlreiche Europameistertitel sowie etliche Podiumsplätze. "Das Wichtigste dabei ist immer gewesen", hebt Marcel Paufler hervor, "dass wir den Sport von Anfang an aus eigenem Antrieb und ohne Druck unserer Eltern ausgeübt haben."

Ihre Begeisterung wollen die beiden Sportler mit ihren Eltern auch an den Nachwuchs weitergeben. Karl Paufler ist seit vielen Jahren Ressortleiter im Wildwasserrennsport des Landes-Kanu-Verbandes (LKV) Bremen, stellvertretender Ressortleiter im Kanurennsport und Mitglied des Trainerrats "Kanu-Marathonrennsport" beim Deutschen Kanu-Verband (DKV). Der B-Lizenz-Trainer weiß, worauf es bei den Kleinen am meisten ankommt: Spaß. "Die Kinder müssen von Anfang an denken, dass sie selbst immer mehr erreichen wollen", sagt Paufler, "wenn wir Erwachsene oder Trainer diese Vorgabe machen, verlieren sie häufig die Lust und hauen umso schneller in den Sack."

Mit der Liebe zur Natur

Die Faszination, die diesen Sport ausmacht, teilen alle Pauflers gleichermaßen. "Wir waren immer schon gerne in der Natur unterwegs", erläutert Mutter Martina, "kaum eine Sportart ist so vielfältig wie Kanu." Ob entspanntes Wasserwandern, actionreiche Wildwasserfahrten oder spannende Wettkämpfe in unterschiedlichsten Disziplinen: "Es ist für jeden etwas dabei", pflichtet Marcel seiner Mutter bei. "Unsere Trainingseinheiten absolvieren wir meistens auf den Gewässern rund um die Wümmewiesen, im Blockland oder auf dem Unisee", verweist Sven auf die vielen nahe gelegenen Trainingsmöglichkeiten, die der Verein ermögliche. "Hinzu kommen unzählige Laufkilometer, Kraft- und Athletikeinheiten sowie unzählige Bahnen im Schwimmbad", fährt Bruder Marcel fort. Beide Söhne haben mitterweile die Trainer C- beziehungsweise Trainer-B-Lizenz erworben, wie ihre Mutter. Damit dürfte die Hoffnung von Vater Karl aufgehen, dass auch zukünftig ein Paufler den Nachwuchs trainiert. "Ich wünsche mir", sagt das Familienoberhaupt, "dass Corona bald vorbei ist und wir schnell zurück ins Boot und auf das Wasser kommen."

Unbedingte Voraussetzung: Fähigkeit zum Schwimmen

Der Verein Störtebeker Bremer Paddelsport wurde 1924 gegründet und zählt mit seinen derzeit rund 200 Mitgliedern zu einem der größten unter den knapp 30 Kanu- und Paddelsportvereinen, die im Landeskanuverband (LKV) verzeichnet sind. Im Angebot haben der erste Vorsitzende Andreas Gronwald und sein Team unter anderem Kanu-Wandern, Kanu-Küstenwandern, Canadierwandern, Kanu-Rennsport, Kanu-Slalom, Kanu-Wildwasserrennsport, Kanu-Marathon sowie die neue Trendsportart Stand-Up-Paddling. Neben Wanderfahren und Regatten auf unterschiedlichen Strecken werden auch Trainingslager angeboten. Anfängern stehen Boote, Paddel und Schwimmwesten zur Verfügung. Zweck des Vereins Störtebeker ist die Förderung des Sports, vor allem des Kanusports. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft oder die Teilnahme an einzelnen Veranstaltungen ist, dass der oder die Interessierte schwimmen kann. Für Vorstand und Mitglieder hat der internationale Austausch und das Miteinander einen hohen Stellenwert. So werden beispielsweise Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus allen Kulturen behutsam in die regulären Trainingsgruppen integriert und können die Vielfalt des Kanusports kennenlernen.

In der Serie "Familensache" werden Familien vorgestellt, die sich in Bremer Sportvereinen engagieren und ohne die das Vereinsleben nur schwer funktionieren würde. Wenn Sie solch eine Familie kennen, schicken Sie gern eine Mail an stadtteilsport@weser-kurier.de.

Wassersportler durch und durch: Marcel (von links), Karl, Martina und Sven Paufler stecken viel Leidenschaft und ehrenamtliches Engagement in ihren Verein.

FOTOS: PETRA STUBBE