Europameisterschaft Kanumarathon auf dem Rio Lima in Portugal
Insgesamt 26 Nationen waren der Einladung in den Norden Portugals nach Ponte de Lima gefolgt, um in der ältesten Stadt Portugals (1125) nach 2017 erneut die Europameisterschaft im Kanumarathon auszutragen. 2022 fanden hier auch bereits die Kanumarathon-Weltmeisterschaften statt.
Ein traumhafter Austragungsort für eine EM mit der malerischen Ponte Medieval, einer alten Steinbrücke über den Rio Lima, die ursprünglich von den Römern errichtet wurde und im Mittelalter die einzige Möglichkeit war, den Lima auf der Pilgerroute von Braga nach Santiago de Compostela (Spanien) zu überqueren. Zur Eröffnungsfeier am Mittwochabend fand der Einmarsch der Nationen und die Parade der Fahnenträger auf dem Square de Camoes e Chafariz beim Springbrunnen aus dem 18. Jahrhundert und vor der Kulisse der historischen Altstadt statt. Nach den Begrüßungsworten der Offiziellen von ECA (European Canoe Association) und der portugiesischen Canoe-Federation wurde die EM von der Bürgermeisterin für eröffnet erklärt. Eine traditionelle Folkoregruppe zeigte anschließend landesübliche Tänze, sorgte für ausgelassene Fröhlichkeit und lud zum Mitmachen ein. Eine Welle begeisterter Herzlichkeit schlug den Athleten hier entgegen, ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.
Am Donnerstag standen zunächst die Sprintrennen (=Short-Races) über 3,4 Kilometer für die Junioren und die Leistungsklassen im K1 und C1 auf dem Programm. Hier die Strecke im Überblick, die auch zwei Portagen (Laufstrecke von ca. 150 Metern) beinhaltete. Bei den Herren mussten aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen Vorläufe gefahren werden: Nur die jeweils 6 schnellsten + die nächsten 8 zeitschnellsten Boote aus beiden Vorläufen qualifizieren sich dabei für das Finale der 20 schnellsten Fahrer Europas im Marathonsprint. Marcel Paufler erreichte mit seiner Platzierung als Vorlaufsiebter als einziger deutscher Fahrer das Finale, in welchem er am Abend in der Zeit von 13:57:61 Minuten einen wirklich hervorragenden 13. Platz erreichte. Ausführliche Infos zum Rennverlauf sind auf der Seite Paufler-Canoe-Team zu finden.
Marathonsprint:
Ergebnis 1. Vorlauf / YouTube-Video (1. Vorlauf ab 4:05:40, 2. Vorlauf ab 4:38:50)
Ergebnis 2. Vorlauf
Ergebnis Finale / YouTube-Video (ab 3:29:40)
Nach einem Ruhetag stand für Marcel dann am Samstag das Rennen über die klassische Marathondistanz von 29,8 Kilometern an, die in acht Runden und mit sieben Portagen bewältigt werden musste. Hier die Strecke im Überblick Ab der zweiten Portage dürfen sich die Athleten in einer extra abgegrenzten „Verpflegungszone“ verpflegen lassen. Meistens rennen die Teamhelfer neben dem Boot her und hängen ihren Sportlern neue Trinkbeutel um den Hals oder werfen ihnen diese ins Boot, so dass die Athleten beim Durchlaufen der Portage nicht einmal anhalten müssen. Nach unglücklichem Startverlauf rollte Marcel das Feld von hinten auf und konnte sich sogar an die Spitze der ersten Verfolgergruppe auf Rang sieben wieder vorarbeiten, leistete lange Führungsarbeit und kam sogar als erster der Verfolgergruppe in eine Portage, musste dieser kräftezehrenden Aufholjagd jedoch später Tribut zollen und belegte nach 2:09:53.10 Stunden den elften Platz. Auf diese Zeit und einen Rückstand von nur 3:16 Minuten zum Sieger James Russell aus Großbritannien kann er wirklich stolz sein. Live-Kommentar von Ivan Lawyer sinngemäß: "Paufler ist ein hartnäckiger Gegner gegen den du nicht gerne fahren möchtest. Du denkst, du hast ihn geschlagen, aber dann schließt er wieder die Lücke und ist zurück, das beeindruckt mich, dass er niemals aufgibt." Was für ein Lob und was für ein hochspannendes Rennen bis zur Ziellinie!
Ergebnis Marathon Herren 29,8 Kilometer
YouTube-Video (ab 2:30:20)
Kanumarathon-Events präsentieren sich seit Jahren in einer äußerst professionellen und attraktiven Form: Nicht nur, dass immer Tribünen für Zuschauer direkt an der Portage bzw. Start-/Ziellinie zu finden sind. Auch auf einer riesigen Videowand, die gegenüber der Tribüne auf einer Flussinsel aufgebaut war, konnten Zuschauer und Fans die Rennen wieder hautnah mitverfolgen. Zusätzlich sorgten Kamera-Drohnen, die die Athleten während der Rennen begleiteten und spezielle Kameras (300 Gramm), die bei einigen Athleten entweder vorne oder hinten auf dem Boot angebracht worden waren, für hochspannende Bilder auch aus der Perspektive der Athleten selbst.
Alle Boote sind während des Rennens mit GPS-Trackern ausgestattet, so dass die jeweiligen Positionen, Abstände und Geschwindigkeiten auch genau über die TracTrac-App mitverfolgt werden können. Diejenigen, die nicht live dabei sind, haben die Möglichkeit bei der EM bei kostenlosen(!) Livesteams (Canoe Europe/YouTube) mitzufiebern, die auch dieses Mal wieder kompetent kommentiert und mit vielen Hintergrundinformationen von Insider Ivan Lawyer und Team (britischer Marathonspezialist und mehrfacher Medaillengewinner bei WM und EM zwischen 1989-1999) gespickt waren.
So sind Marathonwettkämpfe immer wieder sehenswert und ein ganz besonderes Highlight!