| |

Kanumarathon WM in Rom auf dem Tiber

Im Norden Roms hat der traditionsreiche Club „Circolo Canottieri Aniene“ sein Gelände und seine Sportanlagen für diese Weltmeisterschaft zur Verfügung gestellt. Für den Start wurde ein breiter Schwimmponton quer in den Flusslauf des Tibers gelegt, von dem aus die Starthelfer bäuchlings liegend die Kajaks festgehalten haben, damit sich niemand durch einen Frühstart einen Vorteil verschaffen konnte. Beim Massenstart konnte sich Marcel aus „Bord-an-Bord-Rangeleien“ gut heraushalten. Wenn 35 Boote gemeinsam starten (auf dem beigefügten Foto ist zu erkennen, dass die Kajaks so dicht nebeneinander liegen, dass jeder gerade sein Paddel ins Wasser einsetzen kann, ohne den anderen zu berühren) „kocht“ das Wasser, häufig kommt es auch zum Crash bei Rangeleien um die beste Position und Welle. Wer hier nicht ganz vorne liegt, muss erst einmal durch das aufgewühlte Kabbelwasser durch. Ein Teilnehmer ist hierbei in Marcels Rennen gekentert, hat aber das Rennen fortgesetzt. Das Regelwerk erlaubt dies, solange man keine fremde Hilfe beim Wiedereinsteigen in Anspruch nimmt, natürlich kostet das Zeit und dann fährt man erst mal dem Rennen hinterher.

Bei den Junioren waren 5 Runden (21,5km) zu fahren. Zunächst ging es 1450m flussabwärts bis zur ersten Wende, anschließend wieder zurück gegen die Strömung auf dem Tiber bis zur Portage, die direkt im Start-/Zielbereich lag und für alle Zuschauer gut einsehbar war. Schnell nach dem Start bildeten sich Gruppen von Kajaks, da alle Sportler möglichst Kräfte sparen wollen beim „Wellefahren“ auf dieser langen Distanz (das „Windschattenfahren“ bei den Radsportlern ist vergleichbar). Vor und nach den Wenden und Portagen wird kräftig gespurtet, um sich die beste Ausgangsposition zu verschaffen. Für den Ein- und Ausstieg waren ebenfalls Schwimmstege parallel zu Ufer ausgelegt worden, an denen aber nur bis zu drei Kajakeiner gleichzeitig Platz hatten. Hier gab es also immer kräftiges Gerangel und man musste gut aufpassen, dass man nicht dass Boot vom Vordermann ins Gesicht bekam, wenn dieser sein Boot aus dem Wasser herausriss. Portagen hatte Marcel gut zuvor geübt. Was uns aber die Sprache verschlagen hat, war die schräge Rampe, die nach zwei Holzstufen steil nach oben führte. So etwas kannten wir von den bisherigen Veranstaltungen noch nicht, international ist das aber wohl nichts Außergewöhnliches. Oben angekommen, - nun spätestens war der Puls bei allen richtig hoch - war ein ca. 70m Sprint mit Boot und Paddel zu absolvieren, bevor es ebenso steil über eine zweite Rampe wieder hinunter zum schwankenden Einstiegsponton ging. Schnell waren die Stege nass und glitschig, einige Athleten rutschten aus, stürzten auch mal mit Boot die Rampe hinunter, häufig war dann die Steuerflosse beschädigt und das konnte das Aus bedeuten. Ein Teilnehmer (aus einem anderen Rennen) brach sich dabei ein Bein und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Marcel bewältigte alle Portagen glücklicherweise „unfallfrei.“ Besonders beeindruckend in den Portagen war das Tempo der Sportler aus Ungarn, Spanien und Südafrika, die viel riskierten und die Rampe hoch und runter gerannt sind, als wäre das alles ein Kinderspiel! Häufig haben wir die Vokabel „internationale Härte“ gehört.

Nach der Portage müssen die Athleten erst wieder ihren Paddelrhythmus finden, den Puls beruhigen (soweit das möglich ist), denn es wird gleich nach der Portage wieder losgesprintet, um Verfolger „abzuschütteln“. Es ging jetzt noch ca. 700m weiter flußaufwärts zum zweiten Wendepunkt. Marcel und der Schwede Emil Svensson versuchten immer wieder durch wechselnde Führungsarbeit an die knapp vor ihnen fahrende 4er-Gruppe heranzukommen. Vielleicht wäre das gelungen, wenn der Österreicher Christoph Kornfeind sich hieran auch beteiligte hätte. So begnügte dieser sich aber damit taktisch „Welle zu fahren“ und im Schlussspurt noch an den anderen beiden vorbeizuziehen. Wenn es gelungen wäre, die Lücke zu schließen, hätte im günstigsten Fall ein 12. Platz herausspringen können. So ist Marcel aber letztendlich auch zufrieden mit seiner Zeit von 1:39:21 Stunden, das sind nur fünfeinhalb Minuten hinter dem Sieger Petro Adam aus Ungarn. Im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften im französischen Saint Jean de Losne/Dijon war der Abstand zum Sieger noch fast doppelt so groß. Da er erst 17 Jahre alt ist, wird er auch im kommenden Jahr noch in der Juniorenklasse starten können. Aus seinem Jahrgang kamen in Rom lediglich 5 Sportler vor ihm ins Ziel.

Ergebnisliste