“Zwei Bremer in der europäischen Spitze”
Hjördis Sommer und Marcel Paufler beeindrucken mit starken Leistungen beim Weltcup im Kanu-Marathon
von Christian Markwort - 28.06.2021 - Weser Kurier, Stadtteilsport
Bremen. Der Wettkampfkalender im Kanusport für 2021 nimmt so langsam Form an. Nationale und internationale Meisterschaften stehen bevor - und für die Sportlerinnen und Sportler vom Störtebeker Bremer Paddelsport verlief der Saisonstart überaus erfolgreich. Bei den norddeutschen Meisterschaften in Luhdorf hatten Jugendliche des Vereins gleich sechs Meistertitel, drei Vizetitel sowie drei Bronzemedaillen gewonnen. Außerdem hatten sich von den insgesamt zwölf Starterinnen und Startern auch noch sieben einen Startplatz bei der deutschen Meisterschaft der Schüler gesichert, die im August in Schwerte stattfindet. Wenige Tage später überzeugten dann auch Hjördis Sommer und Marcel Paufler beim Weltcup in Vaires-sur-Marne nahe Paris im Kanu-Marathon.
Tolle internationale Premiere
Vor allen Dingen Hjördis Sommer überraschte im Kanumarathon bei ihrem ersten internationalen Auftritt überhaupt. Die 15-Jährige startete beim Rennen der Juniorinnen, obwohl sie national eigentlich noch zur weiblichen Jugend gehört. Auf der Kurzdistanz belegte Sommer am ersten der beiden Renntage beim "Short Race" über 3,4 Kilometer einen eindrucksvollen sechsten Platz. Am folgenden Tag sicherte sich die Schülerin auf der klassischen Marathon-Distanz über 19 Kilometer sogar einen Podestplatz und gewann die Bronzemedaille.
Der unerwartete Podestplatz bestätigte sowohl die Gymnasiastin als auch ihren Trainer Karl Paufler in der aktuelllen Entwicklung. "Wir dürfen sehr gespannt auf ihre nächsten Wettkämpfe sein", sagte der erfahrene Coach zufrieden. Nach dem Start des 19-Kilometer-Rennens sortierte sich die Bremerin zunächst im Mittelfeld ein, fuhr dann aber von Runde zu Runde weiter nach vorne und setzte sich mit einem starken Endspurt schließlich mit einer Gesamtfahrzeit von 1:35:38,66 Stunden und gerade einmal einer halben Sekunde Vorsprung gegen die viertplatzierte Greta Dockenfuss (1:35:39,31) durch. "Meine Motivation kommt einfach aus der Freude zum Sport", sagte die Schülerin.
Eine Woche nach seiner Qualifikation für die Nationalmannschaft im Kanu-Wildwasserrennsport untermauerte Marcel Paufler in Frankreich auch seinen Stellenwert für das deutsche Marathon-Team. Mit seinen Leistungen beim Weltcup wurde der 26-Jährige bester deutscher Starter und schlug sich gegenüber der internationalen Konkurrenz einmal mehr sehr gut. In der Leistungsklasse wurde der bekannt ehrgeizige Kanute zudem auch seinen eigenen Ansprüchen gerecht. Auf der 3,4-Kilometer-Kurzdistanz - "Sonst nicht meine Stärke", wie Paufler nach dem Rennen sagte - qualifizierte er sich als Zweitplatzierter mit lediglich einer Sekunde Rückstand auf Soren Maretti aus Dänemark direkt für das Finale. Dort wurde Paufler nach 12:58,59 Minuten Sechster, mit dem hauchdünnen Vorsprung von vier Hundertstelsekunden vor Maretti und deutlichen 33 Sekunden hinter dem Sieger Quentin Urban aus Frankreich (12:24,86).
Auf der klassischen Marathonstrecke der Senioren über 29,8 Kilometer wurde Marcel Paufler Siebter. In dem mit fast 40 Booten größten Starterfeld des Weltcup-Wochenendes gelang ihm ein guter Start, mit dem er sich auf den ersten Kilometern in der Führungsgruppe einordnen konnte. Nach der ersten Portage (Laufstrecke mit dem Boot) zog sich das Feld etwas auseinander, und Paufler fuhr in der ersten Verfolgergruppe mit. Aufgrund seiner häufigen Führungsarbei und der hohen Geschwindigkeit fehlte dem Bremer in einer Gruppe, die um den vierten Rang kämpfte, schließlich die Kraft, um nach 2:07:54,61 Stunden eine bessere Platzierung zu erzielen.
Sieger wurde der amtierende Weltmeister Mads Brandt Pedersen aus Dänemark (2:04:37,20). Als bester deutscher Starter sicherte sich Marcel Paufler damit auch seinen Platz in der Nationalmannschaft und qualifizierte sich außerdem noch direkt für die Weltmeisterschaften, die Ende September in Rumänien ausgetragen werden. Der Weltcup in Paris wurde auf der Strecke ausgetragen, auf der 2024 auch die olympischen Kanu-Wettbewerbe stattfinden sollen. Paufler und Sommer waren aufgrund ihrer Leistungen bei den deutschen Meisterschaften im vergangenen Herbst für den Weltcup nominiert worden. In Paris waren insgesamt 160 Athletinnen und Athleten aus elf Nationen vertreten.
Froh über die WM-Qualifikation
Die Wettkämpfe im Kanu-Marathon werden in einem Rundkurssystem gefahren, wobei eine Runde knapp vier Kilometer lang ist. Zudem muss in fast jeder Runde eine Portage absolviert werden. Der Marathon ging über 29,8 Kilometer. Auf den insgesamt acht Runden hatten die Sportlerinnen und Sportler sieben Portagen zu bewältigen, die Zielrunde ohne Portage war kürzer. Mit seiner ständigen Führungsarbeit für die Verfolger hatte Paufler dafür gesorgt, dass die Lücke nach vorn nicht zu groß wurde. Zugleich setzte sich die Gruppe um den Bremer von ihren Verfolgern kontinuierlich ab. "in der Zielrunde hatte die Konkurrenz aber mehr Reserven als ich", sagte Paufler. Er war am Ende jedoch froh, sein angestrebtes Ziel - die Qualifikation für die Weltmeisterschaft - erreicht zu haben.