Martin und Sven auf Platz 7 bei den Europameisterschaften im Kanu-Marathon in Portugal auf dem Rio Cavado
Insgesamt waren mehr als 400 Athleten aus 19 Nationen zu dieser hervorragend von der Portugiesischen Kanu-Föderation auf dem Gelände des Prado Nautical Clubs organisierten Europameisterschaft angereist. Der Regattaparcours war in 5 Runden à 4 Kilometern und einer verkürzten Schlussrunde auf dem Rio Cavado zu fahren, in jeder Runde musste eine Portage (ca. 150m lange Laufstrecke) absolviert werden. Besonders attraktiv für die zahlreichen Zuschauer war, dass die Portage direkt vor der Zuschauertribüne im Start- und Zielbereich angelegt war. Im Aus- und Einstiegsbereich der Portage fanden die Athleten einen Sandstrand vor, die Laufstrecke selbst war sogar mit Rollrasen ausgelegt. International neu neben einer Disqualifikation gibt es nun auch Zeitstrafen (z.B. beim Auslassen einer Wendeboje , Abdrängen vom Kurs, Kollision), die von den Schieds-/Wendenrichtern verhängt werden können. Die Sportler werden dann sofort in der nächsten Portage von den Offiziellen aus dem Rennen herausgenommen und müssen in einer „Penalty Box“ die verhängte Zeitstrafe von 15-30 Sekunden abwarten, bevor sie das Rennen fortsetzen dürfen. Ab der zweiten Portage dürfen sich die Athleten in einer extra abgegrenzten „Verpflegungszone“ verpflegen lassen. Meistens rennen die Teamhelfer neben dem Boot her und hängen ihren Sportlern neue Trinkbeutel um den Hals oder werfen ihnen diese ins Boot, so dass die Athleten beim Durchlaufen der Portage nicht einmal anhalten müssen.
Für die jüngsten Teilnehmer der Deutschen Mannschaft, den 15jährigen Martin Schubert (Schüler des ÖG) und seinem Zweierpartner Sven Paufler (Schüler der OS Ronzelenstraße) war es der erste internationale Auftritt im Trikot der Nationalmannschaft. Aufgrund ihres Titelgewinns bei den Deutschen Meisterschaften waren sie erst vor zwei Wochen für die Europameisterschaft im Kajakzweier der Herren Junioren (Altersklasse 17-18 Jahre) nominiert worden. Bereits zwei Tage vor ihrem Rennen angereist nutzten sie die Zeit, um den Parcours, die Strömungsverhältnisse und die Portage genau zu studieren. Vom Start an fuhren die beiden dann ein beherztes, taktisch kluges Rennen, zeigten wenig Respekt vor der älteren Konkurrenz und konnten sich sogar lange Zeit im ersten Verfolgerfeld halten. Durch einen unglücklichen Einstieg in der dritten Portage kam es jedoch zu einer Kenterung, sie mussten ihr Boot ausleeren, verloren kostbare Sekunden und zunächst den Anschluss, konnten sich aber im Verlauf der vierten Runde unter großem Einsatz wieder an das britische Boot herankämpfen. Im Schlussspurt fehlte dann allerdings die Kraft und die Briten hatten ihre Bootsspitze knapp vor den Bremern im Ziel. Mit Rang 7 von 16 gestarteten Booten und der Zeit von 1:35:23 Stunden haben die beiden ehrgeizigen Sportler jedoch gezeigt, dass noch viel Potential in ihnen steckt.
Beide sind hoch motiviert und hoffen, dass sie auch künftig international an den Start gehen dürfen, um weitere Wettkampferfahrung sammeln zu können. Der Trainerrat wird in den nächsten Wochen über die Teilnehmer für die Weltmeisterschaften im September in Kopenhagen entscheiden …. da heißt es nun abwarten und Daumendrücken!
Ein weiteres Highlight war die Eröffnungszeremonie im Austragungsort Vila Verde. Jede Nation musste einen Flaggenträger auswählen: Diese Ehre wurde Sven als jüngstem Teilnehmer des deutschen Teams zuteil. An der Regattastrecke versammelten sich alle Nationen in ihrer Teamkleidung und marschierten in einer Parade hintereinander durch die Ortschaft bis zum Marktplatz, auf dem eine große Bühne aufgebaut war. Die Flaggenträger sämtlicher Nationen durften dann mit auf die Bühne, standen hinter den Offiziellen der ECA, des Portugiesischen Verbandes, dem Bürgermeister usw. Nach der Eröffnungsrede wurden portugiesische Folkloretänze vorgeführt. Die ganze Region war auf den Beinen und hatte sich hier versammelt, um die Kanuten zu begrüßen. Volksfeststimmung! Anwohner winkten aus ihren Häusern, standen an den Straßenrändern, bildeten ein Spalier, applaudierten und fotografierten den Einmarsch der Nationen. Häufig wurden Mitglieder des deutschen Teams angesprochen, sich doch bitte für ein Foto zur Verfügung zu stellen. Erstaunlich viele Portugiesen sprechen gut deutsch. Eine Welle begeisterter Herzlichkeit schlug den Kanusportlern entgegen, wie man sie aus Deutschland vielleicht am ehesten vom Radrennsport her kennt. Das war ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.